"Es braucht weitere ernstgemeinte "bottom-up"-Initiativen"

Die Afrikanische Freihandeslszone ist ein Jahrhunderprojekt - auch Deutschland unterstützt diese afrikanische Initiative intensiv. Bei unserem Online-Forum werden wir am 19. März deshalb im Rahmen unserer offenen Investmentrund ("Time to invest in Ethiopia?") zu diesem Thema einen Impulsvortrag von Dr. Benedikt Kamski haben. Der Politikwissenschaftler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arnold-Bergstraesser-Instituts und seit 2012 am Horn von Afrika aktiv - darüber hinaus berät er dort internationale Firmen. Wir haben ihn vorab gesprochen.

DÄV: Inwiefern ist die Panafrikanische Freihandelszone (AfCFTA) ein afrikanisches Projekt also Verwirklichung von „The Africa we want“ (Agenda 2063)?

Kamski: Seit 2001 koordiniert dir Afrikanische Union den kontinentalen Integrationsprozess. Die Schaffung der AfCFTA ist dabei ein zentraler Meilenstein für die wirtschaftliche Integration und Kooperation der AU-Mitgliedstaaten. Die AU-Agenda 2063 ist das übergeordnete Rahmenwerk für die Ziele und angestrebten Maßnahmen des Aktionsplans von Lagos (1980) und der Vertrag von Abujy (1991). Die AfCFTA ist eines von insgesamt 15 "Flagship" Programmen der Agenda 2063 und neben Infrastrukturentwicklung unabdingbar für erfolgreiche regionale wirtschaftliche Integration in Afrika.

D: Welche Rolle hat Äthiopien bei Ihrer Entstehung gespielt?

K: Äthiopien war ein früher Unterstützer des AfCFTA Prozess. Im März 2018 hat Äthiopien zusammen mit 43 anderen AU-Mitgliedstaaten das Abkommen in Kigali unterzeichnet und bereits im April 2019 den nationalen Ratifizierungsprozess abgeschlossen und die entsprechenden Dokumente bei der AU Kommission hinterlegt.

D: Welche positiven Auswirkungen kann die Freihandelszone auf Äthiopien haben? Sind auch negative Folgen zu erwarten?

K: Der Ratifizierungsprozess verlief überraschend schnell und die Verhandlungen sind noch nicht vollumfänglich abgeschlossen. Entscheidend für den Erfolg der AfCFTA sind insbesondere der Ausbau der technischen und institutionellen Kapazitäten auf nationaler Ebene. Der seit 2018 angestoßene wirtschaftliche Reformprozess in Äthiopien ist ein wichtiges Signal; dennoch die Herausforderungen bleiben große angesichts unterschiedlicher ordnungspolitischer Hindernisse in der Region.

D: Wie kann die wirtschaftliche Integration Afrikas das Investmentklima für deutsche Firmen in Äthiopien langfristig verbessern?

K: Erfolgreiche regionale und kontinentale wirtschaftliche Integration beginnt bei den AU-Mitgliedstaaten. D.h. neben dem durch die AU initiierten "top-down approach" zur Schaffung der Freihandelszone braucht es weitere ernstgemeinte "bottom-up"-Initiativen. Die AfCFTA ist ein wichtiger Aspekt zur zukünftigen Verbesserung des Investmentklimas in Äthiopien ABER erfordert weitere grundlegende Reformen.

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